Gesundheitsorientierte Führung in Zeiten der Unsicherheit

Gesunde Führung – warum ist sie so wichtig und wie lässt sich dieser Anspruch praktisch in den Arbeits- und Führungsalltag übersetzen? Mit dieser Frage beschäftigten sich jetzt die Teilnehmenden des Innovation Space der LeadershipGarage. Dieses Mal traf man sich in Hameln, in der inspirierenden Atmosphäre der spacigen Räumlichkeiten von zedita, dem Digitalhub der Hochschule Weserbergland.

Das zedita – Digitalhub der Hochschule Weserbergland
Das zedita – Digitalhub der Hochschule Weserbergland

Mit dem Thema der gesunden Führung knüpfte dieser Innovation Space direkt an den vorherigen Innovation Space im Juli dieses Jahres an: Dort ging es um die Führung in Zeiten von Unsicherheit. Damit gemeint sind Situationen, die nicht vorhersehbar sind oder sich dem bisherigen Verständnis der Betroffenen entziehen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie oder die des Krieges in der Ukraine sind hierfür Beispiele. Diese äußeren (exogenen) Unsicherheiten wirken unmittelbar auch auf die Unternehmen und somit die Führungskräfte ein, die dann gezwungen sind, mit diesen Situationen umzugehen. In der Praxis zeigen sich zwei Verhaltensstrategien, wie mit diesen inneren (endogenen) Unsicherheiten umgegangen wird: Sie können einerseits zu schließendem und andererseits zum öffnenden Verhalten führen. Schließende Verhaltensweisen setzen verstärkt auf bestehende Routinen und vorhandenes Wissen, Unsicherheiten wird hier mit Vermeidungsstrategien begegnet. Öffnende Verhaltensweise hingegen öffnen sich dem Unbekannten und erkennen darin neue Lernmöglichkeiten; die öffnende Führung ermutigt zu neuen Ideen, unterstützt Risiken und die Entwicklung einer Fehlerkultur.

Wie es um das eigene Verhalten bestellt ist, das diskutierten die Teilnehmenden des Innovation Space dann in Kleingruppen und profitierten dabei von den ganz unterschiedlichen Erfahrungsräumen – diese reichten von der Führungskraft innerhalb einer Behörde bis zum soloselbständigen Freiberufler.

Die Bedeutung gesunder Führung nimmt zu

In jedem Fall, das wurde schnell klar, verlangt Führung unter Unsicherheit sowohl Führungskräften wie auch Mitarbeitenden einiges ab. Und damit kommt der springende Punkt dieses Innovation Space ins Spiel: die gesunderhaltende Führung in Zeiten von Unsicherheit und Krisen.

Um sich diesem Thema anzunähern, gewährte Hannah Vergossen vom Team LeadershipGarage, die den heutigen Innovation Space leitete, den Teilnehmenden zunächst einen Blick in die Forschung: Nimmt die Relevanz gesundheitsorientierter Führung in Krisenzeiten eher ab, weil dann andere Themen oben auf der Agenda stehen – oder gewinnt gesundheitsorientierte Führung gerade jetzt an Bedeutung? Unterm Strich lässt sich die aktuelle Forschung dazu so lesen, dass insbesondere in Zeiten von Unsicherheit und Krisen – gemeint sind damit sich schnell wandelnde Bedingungen – gesunde Führung von besonderer Bedeutung ist.

Und das sagten auch die Teilnehmenden: Viele von ihnen bestätigten gesundheitsorientierte Bestrebungen innerhalb ihrer Unternehmen, wenngleich es an der Umsetzung dann hin und wieder noch hapert. Genau darauf aber kommt es an.

Die Teilnehmenden lernen das Digitalhub kennen
Die Teilnehmenden lernen das Digitalhub kennen

 

 Mehr Gesundheit, mehr Performance

Eine forschungsleitende These bei der Untersuchung gesunder Führung besagt, dass gesundheitsorientierte Führung zu gesundheitsorientierten Mitarbeitenden und somit zu einer gesteigerten Performance führt.

Die Effekte, so zeigt es die Forschung, können sich sehen lassen: Gesunde Führung steigert Wohlbefinden und Zufriedenheit, steigert das Engagement und die Unternehmensleistung, fördert Job-Ressourcen, stärkt die Identifikation mit dem Unternehmen und das Gefühl der Integration. Es sinken hingegen die Kündigungsabsichten, das destruktive Engagement und die Resignationsrate.

Interessant für die Teilnehmenden, die allesamt aus der Praxis kommen, ist jetzt natürlich, wie sich gesunde Führung umsetzen lässt. Das geht über zwei Ebenen: Auf der direkten Ebene über die Kommunikation und das Verhalten und auf der indirekten Ebene durch beispielsweise die Vorbildfunktion der Führungskraft und den Einfluss der Mitarbeitenden auf Arbeitsbedingungen und Aufgaben. Außerdem entscheidend für die Gesundheit am Arbeitsplatz sind Auszeiten zur Regeneration, Empowerment, und auch das Aufzeigen von Entwicklungs- und Karrierewegen wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus.

Besonders virtuelles Arbeiten braucht gesunde Führung

Und was spätestens seit der Corona-Pandemie besonders wichtig ist: Gesunde Führung ist besonders relevant in Bezug auf das virtuelle Arbeiten. Eine Case-Study der LeadershipGarage dazu zeigte, dass zwar nicht das digitale Arbeiten an sich, aber der dadurch mögliche technologiebedingte Stress stark mit einer höheren psychischen Belastung korreliert.

Die Forschung zeigt den Teilnehmenden des Innovation Space: Die gesundheitliche Gefahrenquelle virtuell arbeitender Mitarbeitenden liegt besonders im technologiebedingten Stress.
Die Forschung zeigt den Teilnehmenden des Innovation Space: Die gesundheitliche Gefahrenquelle virtuell arbeitender Mitarbeitenden liegt besonders im technologiebedingten Stress.

 

Bleibt noch die Frage: Was genau verstehen wir eigentlich unter Gesundheit und gesundem Verhalten? Für die Teilnehmenden zählten dazu beispielsweise Prophylaxe ebenso wie sportliche Aktivitäten, die Fünf-Minuten-Auszeit mit Musik ebenso wie das bewusst gesunde Frühstück. Dieses Bündel an Facetten spiegelt sich auch in der wissenschaftlichen Perspektive wider: Gesundheit fußt auf den sechs Säulen der physischen, psychischen, intellektuellen, spirituellen, sozialen und der Umwelt-Ebene.

Auf Achtsamkeit achten

Eine aktuell viel beachtete Methode, um all diese Facetten unter einen Hut zu bekommen, ist die Achtsamkeit. Achtsamkeitsübungen können Stress verringern und das Wohlbefinden steigern, sie können positive Effekte auf das Arbeits- und Führungsverhalten entfalten, und auch das pro-soziale Verhalten kann durch Achtsamkeitsübungen gesteigert werden.

Um den Teilnehmenden das Prinzip der Achtsamkeit praktisch nahezubringen, machte sie Hannah mit der 5-4-3-2-1-Methode vertraut. Bei dieser Übung geht es darum, die gesamte Aufmerksamkeit der Reihe nach auf fünf Dinge zu lenken, die man sieht, dann auf fünf Geräusche, die man hört und im Anschluss daran auf fünf Dinge, die man spürt, wie zum Beispiel den Wind in den Haaren oder den Regen auf der Haut. Das Ritual wiederholt sich dann mit vier Dingen, die man sieht, hört und spürt, dann mit jeweils dreien usw. Von Hannah erfahren die Teilnehmenden auch, dass sich diese Übung praktisch überall umsetzen lässt: Hannah selbst übt ihre Achtsamkeit beispielsweise auf ihrem morgendlichen Radweg zur Arbeit.

Im nächsten Schritt fokussierte der Innovation Space das Thema der gesunden Führung noch einmal konzentriert auf den Aspekt der Selbstführung. Denn nur wer sich selbst gesund führen kann, kann auch andere gesundheitsorientiert führen. Auch hierbei spielt die gesundheitsbezogene Achtsamkeit eine Rolle, zudem die aktive Vermeidung von (Dauer-)Stress und die Relevanz, die ich selbst als Führungskraft der Gesundheit beimesse.

Wer dieses Thema noch einmal vertiefen und vor allem auch praktisch etwas für die gesunde Selbstführung tun möchte, der kann hier auf den von der LeadershipGarage in Zusammenarbeit mit Studierenden entwickelten 7-Tage-Kurs „Stay healthy at work“ zugreifen.

Der Innovation Space ist ein zentrales Format der LeadershipGarage und lädt die Teilnehmenden regelmäßig zum konstruktiven und kollegialen Austausch ein. Jedes Mal widmet sich der Innovation Space einem neuen Thema, zu dem die Teilnehmenden Input in Form aktueller Forschungserkenntnisse bekommen und praktische Hilfestellungen, um die Erkenntnisse ins eigene Unternehmen transferieren zu können.

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