Alle in der ersten Reihe

Zu den Angeboten, die der berufsbegleitende MBA Performance Management unter Leitung von Prof. Dr. Sabine Remdisch für seine Studierenden bereithält, gehören Besuche in spannenden, innovativen Unternehmen, die gelungene Performance in der Praxis erlebbar machen. Und so stand für diesen 20.01.2021 ein Besuch bei der Firma DBL Marwitz in Lüneburg auf dem Programm. Allerdings: Bedingt durch die anhaltende Pandemie können Besuche derzeit nicht direkt vor Ort stattfinden. Marwitz jedoch löste diese Herausforderung mit einem im wahrsten Sinne des Wortes innovativen Dreh und lud die Studierenden zu einem virtuellen Betriebsbesuch ein.

Im Livestream, als sei man tatsächlich mittendrin, folgten die Studierenden von ihren Bildschirmen aus Marwitz-Geschäftsführer Thomas Perczynski, der seine Gäste persönlich durch die Produktionshallen seines Unternehmens führte. Wirklich perfekt in Szene gesetzt wurde die Videoübertragung zudem durch Birgit Voigtländer, die für diesen Rundgang aus ihrer Rolle als Personalreferentin in die Rolle der Kamerafrau schlüpfte und auch in dieser Funktion den Blick fokussiert auf das Wesentliche lenkte. So hatte jeder der Studierenden den Eindruck, in der ersten Reihe dabei zu sein. Ebenfalls dabei war Svenja Paul, zuständig für Marketing und Onlinemarketing und seit Dezember letzten Jahres bei Marwitz mit an Bord.

Von der Wäscherei zum Logistikmeister

Das Unternehmen Marwitz startete vor bald 200 Jahren als Wäscherei. Mit Entwicklung der Haushaltswaschmaschinen entwickelte Marwitz als Mitglied der DBL – Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH ein neues Geschäftsfeld, das es seit nunmehr 50 Jahren bespielt: das Leasing von Berufsbekleidung. Von nun an nimmt Marwitz Handwerks-, Lebensmittel- und allen weiteren Betrieben, in denen Berufskleidung getragen wird, alles ab, was mit der Beschaffung, Reinigung und Reparatur dieser Kleidungsstücke zu tun hat: Einmal pro Woche liefern die Marwitz-Fahrer die für diese Woche benötigte Kleidung an die Kunden aus – und nehmen die gebrauchte Kleidung der Vorwoche wieder mit. Bei Marwitz werden die Kleidungsstücke dann gereinigt, auf mögliche Reparaturbedarfe geprüft, sortiert und wieder an die Berufstätigen gebracht. Sogar auf spezielle Wünsche wie beispielsweise Waschmittelunverträglichkeiten kann Marwitz dabei eingehen.

Geschäftsführer Thomas Perczynski stellt den MBA-Studierenden den Betrieb von DBL Marwitz vor

In der Reihenfolge dieses Prozesses ging es nun auch mit Thomas Perczynski durch die Werkhallen. Den Anfang machte eine Besichtigung des Lagers, in dem Waren im Wert von ca. einer Million Euro für die Bestandskunden bereitgehalten wird. Den Anfang eines jeden Serviceablaufs macht jedoch der Schmutzwäscheeingang, zu dem die Studierenden nun mitgenommen werden. Hier werden täglich ca. 10.000 Teile bearbeitet. Eine Besonderheit stellen dabei Warnschutzbekleidungen dar, die aufgrund ihrer notwendigen Leuchtkraft einer speziellen Behandlung bedürfen. Hier steht Marwitz als der Inverkehrbringer dieser Kleidungsstücke noch einmal mehr in Verantwortung. Die nächste Station ist das Waschhaus, der sogenannte Sauberbereich, in dem imposante 135-Kilo-Waschmaschinen laufen. Aus dem Sauberbereich gelangt die Ware dann in die Vortrocknung und von dort in die Bügeltunnel. Im weiteren Verlauf wird dann jedes Kleidungsstück noch einmal per Hand kontrolliert – sind Reparaturen notwendig, macht die Ware eine Zwischenstation in der Näherei; ansonsten geht es von hier aus direkt in die Sortierung, in der die Kleidungsstücke in einem mehrstufigen Verfahren zu den kundenspezifischen Kollektionen zusammengestellt, von den Fahrern wieder aufgenommen und erneut an die Kunden ausgeliefert werden.

Rundum-Performance im Mittelstand

Nicht nur die gelungene Umsetzung, sondern alle in dieser Betriebsführung gezeigten Produktionsprozesse zeigen, dass Marwitz als mittelständisches Unternehmen in punkto Performance ganz vorne mitspielt – sowohl was die digital weit ausgereifte Organizational Performance wie auch die Human Performance angeht. Um der Vielzahl der hier gelagerten und bearbeiteten Kleidungsstücke Herr zu bleiben, müssen Mensch und Maschinen Hand in Hand agieren. Dazu sind einerseits ausgeklügelte digital gesteuerte Logistikmeisterleistungen zu vollbringen. Sie reichen von dem jedem Kleidungsstück eigenen Barcode bis zum intelligenten, smarten Bügel, der das ihm anvertraute Bekleidungsstück über die scheinbar kilometerlangen Schienen auf seinen jeweils richtigen Weg von der Reinigung bis zur Auslieferung bringt. Und auch die Waschmaschinen sind unmittelbar mit dem Server verbunden, sodass jede Maschine ihren Inhalt in exakt der richtigen Temperatur mit exakt dem richtigen Waschmittel in exakt der richtigen Menge wäscht.

Gleichzeitig geht es aber auch in dieser technologischen Wunderwelt nicht ohne die Mitarbeitenden. Marwitz beschäftigt rund 150 Mitarbeitende, davon etwa 110 im gewerblichen Bereich und etwa 40 Mitarbeitende in der Verwaltung. Speerspitze des Unternehmens ist der Vertrieb. Diese Servicemitarbeitenden fahren durch die Industriegebiete und suchen und beraten all die potenziellen Kunden, die auf perfekte Berufsbekleidung angewiesen sind. Für die eigene Nachwuchssicherung bietet Marwitz Ausbildungsplätze an. Beim Recruiting neuer Mitarbeitender gilt die Recruiting-Regel: Qualifikation plus Chemie, beides muss stimmen. Und gerade in der Produktion ist Marwitz noch eines derjenigen Unternehmen, in denen auch ältere sowie Mitarbeitende mit geringeren Bildungsabschlüssen ihre Chancen bekommen und diese auch nutzen: Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der Mitarbeitenden bei Marwitz liegt gut und gerne über 12 Jahre. Diese hohe Arbeitszufriedenheit spiegelte auch eine Mitarbeiterbefragung wider, die Marwitz vor einigen Jahren mit der LeadershipGarage durchführte. Wichtige Elemente der Human Performance sind hier der persönliche Kontakt, die offenen Türen und kurzen Wege von den Mitarbeitenden zu den Führungskräften.

Die Türen öffnet Marwitz zudem jedem interessierten Forschergeist – für mögliche Rückfragen, aber auch für anstehende Masterarbeiten steht Marwitz den MBA-Studierenden, die diese besondere Betriebsführung mit großem virtuellen Applaus bedachten, jederzeit zur Verfügung.

Und wie blickt Marwitz selbst in die Zukunft? Durchaus positiv, denn die Kunden des Unternehmens können größtenteils weder digital ersetzt noch ins Home-Office versetzt werden: Bäcker, Lebensmittelfachbetriebe, Rettungsdienste – all diese Berufe wird es bis auf Weiteres in ihren traditionellen Formen geben.

Vielen Dank Birgit Voigtländer & Thomas Perczynski für die beeindruckenden Einblicke in Ihr Unternehmen!

Die Werkführung durch das Unternehmen Marwitz war eine Veranstaltung im Rahmen der Blockwoche des MBA Performance Management unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Remdisch und Studiengangskoordinator Christian Otto.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert