Wenn sich die Teilnehmenden der LeadershipGarage Lounge an diesem Donnerstag auch per Augmented Reality (AR) präsentieren, nutzen sie die innovative Technologie unseres jüngsten Kooperationspartners: VRTX Labs. Die LeadershipGarage sprach mit Jens Thiemann, CEO des Innovations-Startups.
LG: Was genau macht euer Unternehmen VRTX-Labs, kannst du uns dazu ein paar ganz praktische Anwendungsbeispiele nennen?
Jens: VRTX Labs erstellt interaktive Echtzeitvisualisierungen. Das heißt, wir kümmern uns um Visualisierungen auf digitalen Endgeräten, die erstens in Echtzeit ablaufen und zweitens interaktiv – d.h. vom User steuerbar – sind. Das können sowohl „klassische“ 2D Anwendungen auf dem PC sein, aber auch Augmented und Virtual Reality Inhalte. Ein ganz praktisches Beispiel ist die Echtzeitdarstellung der Produkte eines Maschinenherstellers. Statt die Vertriebsteams mit Katalogen oder gerenderten Einzelbildern zum Kunden zu schicken entwickeln wir für die Unternehmen eine Anwendung mit echtzeitfähigen 3D-Modellen, die z.B. über ein Tablet jederzeit verfügbar sind und dank derer man sich die Maschinen aus beliebigen Betrachtungswinkeln anschauen kann. Im zweiten Schritt kann man dann mit Hilfe der Daten mit überschaubarem Aufwand VR-Schulungen zur Inbetriebnahme oder für Wartungsfälle aufbauen oder aber auch die Maschinen mittels Augmented Reality in Realgröße in den Raum projizieren. Seit einem knappen Jahr schenken wir insbesondere dem letzten Themengebiet – Augmented Reality – aufgrund des enorm hohen Entwicklungstempos und der immensen Anzahl an Einsatzgebieten unsere besondere Aufmerksamkeit.
LG: Wie viel Realität steckt tatsächlich in AR?
Jens: Zum Glück jede Menge! Genau aus diesem Grund finden wir AR auch so spannend. Wir Menschen sind einfach noch nicht darauf gepolt uns aus der Realität zurückzuziehen. Genau das passiert aber in VR. VR ist immer dann ideal, wenn es um maximale Immersion geht. Allerdings ist VR (noch) keine Technik, in die man dauerhaft über Stunden abtauchen kann oder auch möchte. AR im Gegensatz bietet die Möglichkeit in der realen Welt zu bleiben und trotzdem Zusatzinformationen einzubetten. Die Hemmschwelle, sich damit auseinanderzusetzen und diese zusätzliche Informationsschicht dauerhafter zu nutzen ist in meinen Augen deutlich niedriger. Und genau deswegen steckt jede Menge Realität in AR.
LG: Wann und warum habt ihr euch gegründet – was ist eure Unternehmensvision?
Jens: VRTX wurde im Mai 2016 gegründet – ist also noch recht jung. Das bedeutet aber nicht, dass wir erst seit drei Jahren „im Geschäft“ sind – allein unser CTO bringt mehr als zehn Jahre Entwicklungserfahrung im Bereich Real-Time Visualisierung mit. Uns alle eint der Glaube an die immensen Möglichkeiten und Vorteile von Echtzeitvisualisierungen – wenn denn der Anwendungsfall stimmt! Wir machen Augmented oder Virtual Reality Anwendungen nicht zum reinen Selbstzweck. Wir machen es dort, wo es Sinn ergibt. Viele Dinge lassen sich auch auf einem „flachen“ 2D-Bildschirm wunderbar darstellen, da braucht man kein AR oder VR, weil es keinen Mehrwert bringt – außer dem klangvollen Namen. Das ist aber nicht unser Spiel! Wir stellen am Anfang immer zuerst die Frage: „Welche Technik unterstützt den jeweiligen Case optimal?“ Und erst wenn wir die richtige Antwort haben machen wir weiter.
LG: Welche Rolle wird AR in Zukunft spielen – und wann wird diese Zukunft beginnen?
Jens: In unseren Augen hat die Zukunft Ende 2017 begonnen, als Google und Apple ihre neuen Software Frameworks für AR vorgestellt haben. Damit haben sich die technischen Möglichkeiten der Geräte und deren Präzision enorm verbessert. Für uns war das der Anreiz, sich mit der Technik intensiver auseinanderzusetzen. Allerdings: Wir sind noch nicht in der Zukunft angekommen, denn noch müssen wir uns ein Handy vor das Gesicht halten. Sobald es Augmented-Reality-Brillen geben wird, die bezahlbar sind und „normal“ aussehen, wird AR in den Massenmarkt eintreten. Unserer Einschätzung nach passiert das in den kommenden zwei bis vier Jahren. Und genau auf diese Zeit sollten wir vorbereitet sein – also kümmern wir uns aktuell darum.
Besonders spannend an AR ist die Möglichkeit, Informationen an reale Objekte zu knüpfen. Ein ganz einfaches Beispiel wäre der Einkaufszettel: Anstatt mir einen Notizzettel auf dem Handy zu erstellen, den ich dann im Supermarkt wieder rauskramen muss, kann ich mir mithilfe von AR doch auch den Einkaufszettel dann anzeigen lassen, wenn ich im Supermarkt den Einkaufswagen in die Hand genommen habe – und der Zettel wird die ganze Zeit sichtbar am Einkaufwagen „angepinnt“.
Noch ein ganz anderes Beispiel: Mit einer AR-Brille kann ich mir beliebige Inhalte in mein Blickfeld projizieren – also auch einen „virtuellen“ Monitor. Oder gleich zehn davon – da wo ich sie gerne hätte, in der realen Welt verankert. Diese Möglichkeiten haben enorme Auswirkungen auf die Gestaltung unserer Arbeitsplätze aber auch auf unsere Privatsphäre. Ich würde mich z.B. freuen, wenn ich mir im Zug keine Gedanken mehr machen müsste, dass mir jemand auf meinen Monitor starrt – weil dieser jemand meinen Monitor gar nicht mehr sieht.
Ich bin mir bewusst, dass das ein oder andere Beispiel weit hergeholt klingen mag. Das ist okay – immerhin kann auch ich nicht in die Zukunft schauen und genau wissen, wohin die Reise geht. Ich bin mir aber sehr sicher, dass AR mehr ist als nur ein kurzer Hype. Aus dem schlichten Grund, weil die Technik Riesensprünge gemacht hat und wir immer mehr sinnvolle Anwendungsfälle im realen Leben entdecken und auch umsetzen.
LG: Was genau habt ihr bei der LeadershipGarage Lounge vor, worauf dürfen unsere Gäste gespannt sein?
Jens: AR ist nur schwer vorstellbar, das muss man einfach ausprobieren. Und genau deshalb sind wir mit dabei: Wir zeigen vor Ort die einfachste Stufe von AR, die jeder ausprobieren kann. Wir zeigen anhand simpler Beispiele, wie AR genutzt werden kann und was die Technik mittlerweile kann. Wir möchten damit einen Denk- und Diskussionsprozess anstoßen – ich bin gespannt darauf!
LG: Auf unserer LeadershipGarage Lounge stellen unsere Unternehmenspartner ihre aktuellen Innovationsprojekte vor. An welchem Innovationsprojekt arbeitet ihr aktuell?
Jens: Die meiste Innovationskraft geht bei uns in unsere AR-Plattform App uncovAR. Das Prinzip von uncovAR gibt es bereits seit einigen Jahren in ganz verschiedenen Ausprägungen – und doch gehen wir mit einer anderen Philosophie an das Thema heran: uncovAR ist unser Tool, mit dem wir einer breiten Masse an Menschen die Möglichkeit geben wollen, selbst AR-Inhalte zu erzeugen und anderen zur Verfügung zu stellen. Wir wollen die Einstiegshürde für diese Technik so niedrig wie möglich gestalten! Wir befinden uns mit uncovAR mitten im Aufbauprozess, mit einigen spannenden Cases, die wir bereits umsetzen konnten – und weitere sind in den kommenden Monaten bereits fest eingeplant. Wir sind sehr gespannt, was in 2019 noch alles auf uns zukommt!
LG: Lieber Jens, vielen Dank für dieses Gespräch. Wir freuen uns, dass ihr bei unserer Lounge dabei seid und sind wirklich gespannt auf eure AR-Beiträge!
Kleiner Vorgeschmack gefällig? Probieren Sie uncovAR doch einfach selbst einmal aus.