In einem Lehrforschungsprojekt untersuchten Studierende des Masterprogramms Management & Human Resources der Leuphana Universität Lüneburg, wie die Leistung von Erwerbstätigen durch verschiedene Arbeitsformen beeinflusst wird. Die Ergebnisse ihrer Studie berichten sie hier.
Arbeitsformen und Arbeitsplätze sind in den letzten Jahrzehnten durch verschiedene digitale Transformationen gegangen: In der Phase der sogenannten Telearbeit, auch „Telecommuting“ genannt, kam es zur Einrichtung von Arbeitsplätze im Zuhause der Arbeitnehmer; auf diese Weise sollte das Pendeln zum Arbeitsort vermieden werden und das Homeoffice entstand. In der anschließenden Phase konnten die Arbeitnehmenden dank Laptop und Mobiltelefon ihre Arbeitsplätze sogar mobil verlagern, waren also weder ans Büro noch an ihr Homeoffice gebunden. Und das Aufkommen des Internets schließlich eröffnete noch einmal ganz neue Möglichkeiten, die im Begriff „Virtual Office“ verankert sind. Auch das sogenannte Cowork etablierte sich in diesem Zuge: Coworking Spaces sind Büroräume, in die sich arbeitende Menschen mit mehr oder weniger beruflich heterogenen Hintergründen temporär einmieten können.
Arbeitsformen im Wandel
Mit dieser Entwicklung, dass also Arbeit und Arbeitgeber sich immer weiter voneinander entfernen, befasst sich die Studie unseres Lehrforschungsprojekts. Vor allem interessierten uns dabei die kommunikationsunterstützenden Technologien und soziale Komponenten dieses Arbeitens auf Distanz: Je leistungsfähiger die Technologien werden, so die Annahme unserer Studie, desto klarer wird, dass die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Digitalisierung nicht durch die technologischen Rahmenbedingungen, sondern durch die menschliche Einsatzweise der Technik begrenzt wird. Unsere Studie fragt daher danach, wie diese Technologien so eingesetzt werden können, dass die Jobs, wie es in der Literatur behauptet wird, tatsächlich an Wert gewinnen.
Gewusst-wo: die High-Performance-Arbeitsplätze der Zukunft
Im Ergebnis fanden wir heraus, dass Arbeitsformen grundsätzlich einen Einfluss auf die Leistung der Erwerbstätigen haben, denn es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen den Leistungen im Office gegenüber der erhöhten Leistungserbringung im Homeoffice oder Coworking Space. Andererseits haben diese Arbeitsformen jedoch einen Einfluss auf die Wahrnehmung der professionellen Isolation: Die Erwerbstätigen, die der Mischform zuzuordnen sind, die also an verschiedenen Orten arbeiten, nehmen eine stärkere professionelle Isolation wahr als diejenigen, die nur im Office arbeiten. Wir konnten außerdem feststellen, dass die Arbeitszufriedenheit als Mediator den Einfluss der Arbeitsform auf die Arbeitsleistung vermittelt.
Auch wenn die Ergebnisse dieser Studie der Praxis natürlich keine Universallösungen liefern können, so lassen sich doch erste praktische Empfehlungen daraus ableiten:
- Die optimale Arbeitsform ist stark abhängig von der Arbeitsaufgabe und der Arbeitssituation.
- Es sollte sichergestellt sein, dass die Erwerbstätigen durch die Wahl ihrer Arbeitsform zufriedengestellt sind; es empfiehlt sich, Wahlmöglichkeiten zu schaffen und Erwerbstätigen die Möglichkeit zu geben, eine gewisse Zeit pro Woche im Homeoffice oder Coworking Space zu arbeiten.
- Für Unternehmen, die den Mitarbeitenden ermöglichen, in verschiedenen Arbeitsformen zu arbeiten, ist eine Unternehmenskultur wichtig, die diese Arbeitsformen unterstützt; so ist beispielsweise die Akzeptanz der Abwesenheit von Kollegen eine notwendige Voraussetzung.
- Es gilt, in virtuellen Teams Vertrauen aufzubauen.
- Die Arbeitsleistung muss durch konkrete, gerechte Messung fair berechnet werden.
- Die Kommunikation sollte durch Technologien und konkrete Regeln für deren Einsatz (alltägliche Kommunikation, Konfliktfall usw.) unterstützt werden.
Die weiteren Entwicklungen der digitalen Arbeitswelt bleiben also auf jeden Fall spannend – und das nicht nur für uns Studierende.
Verfasst im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes zum Thema „Digitale Führung“, durchgeführt von Studierenden des Masterprogramms Management & Human Resources im Sommersemester 2017.