In the LOOP durch die digitale Arbeitswelt: Station 4

An der vierten und letzten Station des Probier-Parcours der ersten LOOP Lounge bietet der „Markt der Möglichkeiten“ drei digitale Management-Tools zum Selbstversuch an: das „Self-Assessment“, den „New Work Quadrant“ und die „Netzwerk-App“.

Mit dem Self Assessment  „Führen in der digitalen Welt“ präsentiert Christina Mölders vom Institut für Performance Management der Leuphana Universität Lüneburg eine erste Test-Version des hier entwickelten Online-Tools mit dem Führungskräfte prüfen können, wie gut sie auf die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt vorbereitet sind.  Ziel der mit diesem Tool zugleich gewonnenen Erkenntnisse ist es, ein Modell der entscheidenden Faktoren für Führungserfolg in der digitalisierten Welt aufstellen zu können.

Digitale Führungskompetenzen im Self-Assessment
Digitale Führungskompetenzen im Self-Assessment

Gleich nebenan macht Stephan Grabmeier von Innovation Evangelists mit einem weiteren Instrument zielorientierter Mitarbeiterführung in der digitalen Arbeitswelt bekannt: Sein „New Work Quadrant“ zeigt verschiedene Rollen auf, in denen Mitarbeitende bzw. Teams verhaftet sind, und hilft, Rollen-Transformationen gut geordnet umzusetzen.

New Work und die Rolle der Mitarbeitenden im Quadrant
New Work und die Rolle der Mitarbeitenden im Quadrant

Für ein vertiefendes Eintauchen in die Zukunft der digitalen Arbeitswelt auf diesem „Markt der Möglichkeiten“ wähle ich jedoch die Präsentation der Netzwerk-App, vorgestellt von Stefan Weiss, Berater bei Deloitte und auch hier lebhafter Überbringer spannender Aspekte zum Thema. Idee dieser Netzwerk-App ist es, das in einem Unternehmen vorhandene Wissen praktisch gebündelt und schnell verfügbar zu machen. Dazu vereinen sich Mitarbeitende in einem Wissens-Netzwerk, das nach Themen verschlagwortet ist und mittels dieser Anwendung zugänglich wird. Auch dieses Netzwerk funktioniert also in zwei Richtungen: Die Mitarbeitenden können sich einerseits anhand ihres Suchthemas schnell orientieren und andererseits auch sich selbst analog ihrer Kompetenzen, Informationen und Interessen einem Thema, also als Ansprechperson zuordnen. Auf diesem digitalen Wege werden die Suche nach den betriebsinternen Experten und der Austausch mit ihnen deutlich abgekürzt. Und auch die Frage der Datensicherheit dieses digitalisierten Flurfunks ist laut Herrn Weiss soweit geklärt.

Networking der Kompetenzen als App (Foto: Hannes Harnack/Leuphana)
Networking der Kompetenzen als App (Foto: Hannes Harnack/Leuphana)

Die Sicherung von Informationen vor dem Zugriff Dritter ist aber nur eine der Fragen, die mir zu diesem Tool in den Sinn kommen. Eine weitere betrifft die Schattenseite allen Wissens, die auch diese App nicht zu erhellen vermag: Mit der wachsenden Verfügbarkeit von Wissen, so die Annahme, wächst auch die Suggestion, alles wissen zu können, wenn nicht überhaupt alles Wissenswerte zu einer Sache zu wissen – in den Schatten tritt dabei das Bewusstsein dafür, was nicht gewusst ist. Von dem in diesem Effekt steckenden Potenzial zum Selbstbetrug abgesehen, steckt hier vor allem auch das Zeug der Macht: Nicht das vorhandene Wissen, sondern das bewusste Zurückhalten von Wissen, das aktive Nicht-Wissenlassen avanciert zur innerbetrieblichen, interpersonellen Machtressource.

Der konstruktive Effekt einer Wissens-App wird somit gleichwohl von jedem Einzelnen und dem innerbetrieblich dominierenden Machtbegriff abhängig sein: Geht es nur um das eigene oder vor allem das Wissen der anderen? Zusätzliche Aufgabe von Führungskräften wird es sein, diese Strukturen zu erkennen; und eine denkbare Aufgabe der Wissenschaft, diese zu entschlüsseln.

Zum vierten und letzten Mal ertönt das Tonsignal und beendet nicht nur unseren Besuch auf dem „Markt der Möglichkeiten“, sondern hiermit auch unsere gesamte Reise durch die digitale Arbeitswelt auf dem Probier-Parcours dieser ersten LOOP Lounge.

Bisher erschienen in der Serie „In the LOOP durch die digitale Arbeitswelt“: Station 1Station 2 sowie Station 3. Die LOOP Lounge wurde im Rahmen des EU-Großprojekts Innovations-Inkubator Lüneburg gefördert und ist eine Veranstaltung des Verbunds Performance Management im Mittelstand.

Henrike Sander
Henrike Sander studierte Sozialökonomie an der Universität Hamburg und ist zurzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Performance Management der Leuphana Universität Lüneburg.