Immer wieder lädt die LeadershipGarage spannende Gäste ein, um mit ihnen aktuelle Themen rund um erfolgreiche Führung in unsicheren Zeiten zu diskutieren. Mit Katrin Labs war jetzt eine Führungskraft zu Gast, die sich mit Unsicherheit und Risiko wirklich bestens auskennt – denn Katrin ist Leiterin der Spielbank Braunschweig.
Die Spielbank Braunschweig gehört zum Netzwerk der Spielbanken Niedersachsen GmbH, kurz SNG. Das Unternehmen betreibt an 10 niedersächsischen Standorten staatlich konzessioniertes Glücksspiel in Form von Roulette, Black Jack, Poker und Automatenspiel. Insgesamt beschäftigt die SNG rund 410 Mitarbeitende.
Zu unserem Termin in Lüneburg bringt Katrin ein mobiles Roulette mit, sodass wir als Warm-up ganz direkt ein Gespür für ihr tägliches Brot bekommen können.
Alles auf Erfolg gesetzt
Während wir unseren Einsatz wagen, berichtet Katrin von den Anfängen der Spielbank Braunschweig. Im Jahr 2021 startete sie das Unternehmen mit 25 Mitarbeitenden. Heute, nur drei Jahre später, sind es knapp 60. Es ist ein sehr diverses Team aus aller Herren Länder. In einer Spielbank kein Problem, sagt Katrin, denn die Regeln der Angebote sind international. Deutsch wiederum lässt sich lernen, wofür Katrin sich auch persönlich einsetzt und zweimal pro Woche einen Deutschlehrer ins Unternehmen kommen lässt. Und noch eine Besonderheit weist die Belegschaft der Spielbank Braunschweig auf: die vielen weiblichen Beschäftigte – das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Kolleg*innen ist ungefähr halbe-halbe. Das wirkt sich auch auf die Kundschaft aus, denn mittlerweile erfreut sich die Spielbank Braunschweig auch vieler weiblicher Gäste. Hier liegt das Verhältnis bei etwa 35 zu 65 Prozent.
Spannend auch, dass Katrin ursprünglich gar nicht aus der Spielebranche kommt– was sich als großer Vorteil für ihre Führungsrolle herausgestellt hat. Als zunächst Branchenfremde geht sie mit einem anderen, frischeren Blick an die Sachen heran. Sie sieht nicht immer nur das Spiel, sondern mehrheitlich die Gäste und die Mitarbeitenden.
Glück im Spiel, strategische Führung im Unternehmen
Unsere ersten Einsätze sind gesetzt und Katrin erklärt uns die unterschiedlichen Spielmöglichkeiten. Insgesamt gilt: Je gezielter der Einsatz, desto höher die Gewinnchancen, aber desto größer auch das Risiko. Es gibt Gäste der Spielbank, die ganz systematisch an ihre Einsätze herangehen, indem sie beispielsweise alle vorherigen Spielzüge genauesten analysieren. Andere setzen immer wieder auf die gleiche Farbe, Zahl oder Kombination in dem guten Glauben, dass diese irgendwann ja einmal kommen muss. Die beste Strategie ändert jedoch nichts daran, dass Roulette ein reines Glückspiel ist. Es gibt keine Wahrscheinlichkeiten, es gibt nur das pure Glück.
Aus diesem Grund, so erfahren wir von Katrin, hat auch Künstliche Intelligenz bislang keinen großen Einfluss auf Spielbanken. KI ergibt hier einfach keinen Sinn und würde das Prinzip Glücksspiel nur kaputtmachen. Maximal gibt es eine Mischung aus Automatisiertem- und Live-Game; gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, Personal zu finden ist, finden digitale und virtuelle Umsetzungen Einzug in die Spielbanken. Die Gäste jedoch trauen immer noch mehr dem analogen Spielgeschehen.
Was uns außerdem interessiert: Wie kommt man darauf eine Spielbank zu leiten?
Ihre Vision, sagt Katrin, sei gewesen, nicht das Glücksspiel in den Vordergrund zu stellen, sondern eine Stätte zu schaffen, in der sich erwachsene Menschen begegnen. Eine weitere Motivation liegt in ihren eigenen vielseitigen Stärken, die sie hier voll ausleben kann: Sie macht den Vertrieb, das Marketing, die Personalarbeit, führt das Unternehmen und trifft Entscheidungen. Katrin ist aus tiefstem Herzen gern Führungskraft, sie hat keine Angst vor Führung, sondern einfach Spaß daran.
Und wie sieht der Alltag einer Spielbankleiterin aus?
Jeder Tag bringt neue Möglichkeiten
Das ist kaum vorhersehbar. Schon der Zeitpunkt, zu dem Katrin morgens anfängt, ist unterschiedlich, mal morgens um acht, wenn Events anstehen, mal etwas später. Immer wieder geht Katrin im Laufe des Tages runter in den Spielbetrieb und schaut, welche Gäste da sind – oder springt, wenn Not am Mann ist, auch mal an der Bar oder an der Rezeption ein.
Eins ihrer Führungsprinzipien ist es, sich ganz klar auch als Gastgeberin zu verstehen. Gerade in einer Spielbank sei es wichtig, mit den Gästen zu sprechen und Verantwortung zu übernehmen. Das Spannungsfeld liegt zwischen Spiel und Spielsucht. Daher sind auch die Mitarbeitenden auf präventiven Spielerschutz geschult.
Während die Gäste mit den Risiken und Chancen des Spiels spielen, gibt es natürlich immer wieder auch unternehmerischen Unsicherheiten, mit denen Katrin umgehen und durch die sie ihre Mitarbeitenden führen muss. Die Herausforderung liegt dabei darin, dass jede*r Beschäftigte anders mit Unsicherheit umgeht – die einen möchte reden, die nächsten werden evtl. krank. Wichtig sei es, immer eine offene Tür zu haben. Konkret auf Unsicherheiten vorbereiten könne man die Belegschaft zwar nicht, aber beständig die Sicherheit geben, dass auch Fehler zugelassen sind.
Und wie sieht die Geschäftsentwicklung aus?
Das Spiel in die Zukunft führen
Glücksspiel, erzählt Katrin, gibt es schon seit tausenden von Jahren, und gerade in unsicheren Zeiten läuft Glücksspiel besonders gut. Dahinter steht immer die Hoffnung auf Gewinn. Sogar Corona hat die Spielbank Braunschweig gut überstanden. Zwar gab es die Sorge, dass die Gäste ins Online-Spiel abdriften, doch es sind alle und sogar noch mehr wieder zurückgekommen.
Hört man die Begeisterung, mit der Katrin über ihren Job spricht, wundert es nicht, dass die Spielbank Braunschweig so gut läuft und von Anfang an schwarze Zahlen schrieb. Immer wieder schaut Katrin weit über den Tellerrand hinaus und bringt neue Ideen ein. Eine davon ist beispielsweise das „Glückspils“, dass sie in Kooperation mit einer regionalen Brauerei aus der Taufe gehoben hat und dass es so nur in ihrer Spielbank Braunschweig gibt.
Noch einmal setzen wir unsere Jetons und lassen uns auf den Kick des spielerischen Risikos ein. In den vergangenen anderthalb Stunden haben wir viel gelernt – darüber, dass sich das Glück nicht überlisten lässt und wie erfolgreiche Führung in unsicheren Zeiten aussehen kann.
Vielen Dank, liebe Katrin, für diese spannenden und inspirierenden Einblicke!
Hannah Vergossen
Digitaler Fingerabdruck:
„Try out and fail fast“ – Unternehmen brauchen agile Prozesse und eine ausgeprägte Fehlerkultur um im Wettbewerb bestehen zu können.