„Führen in Zeiten von Unsicherheit“ – so lautete das Thema unseres Innovation Space am 07. Juli 2022. Diese Workshops sind feste Bestandteile der LeadershipGarage und laden die Teilnehmenden zum konstruktiven Austausch ein. Mal für Mal widmen wir uns dabei einem neuen, brennenden Thema. Zu jedem Thema erhalten die Teilnehmenden einen Input in Form aktueller Forschungserkenntnisse, sodass sie darauf aufbauend diskutieren, die neu gewonnenen Erkenntnisse in die Unternehmen transferieren und dort praktisch anwenden können.
„If you are not confused, you are not paying attention”
Wir leben in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Unsicherheit, fortwährend verändert sich der uns umgebende Kontext. Dadurch wird unser Handeln und damit auch jedes unternehmerische Handeln durch eine Vielzahl von Umweltbedingungen beeinflusst. Angefangen von den jeweils aktuellen Weltgeschehnisse bis hin zu dem Fakt, dass wir heute mit immer mehr Informationen und potenziellem Wissen in immer kürzerer Zeit konfrontiert werden. Während sich die Wissensmenge der Menschheit bis zum Jahr 1900 etwa alle 100 Jahre verdoppelte, verdoppelt sie sich heute jährlich. Das macht es so schwierig, bei Entscheidungen alle relevanten Kontextfaktoren zu beachten – oder, mit den Worten des Unternehmensberaters Tom Peters: „If you are not confused, you are not paying attention“.
Unsicherheit ist unangenehm
Die bisherige Forschung geht davon aus, dass Unsicherheit als etwas Unangenehmes empfunden wird, das heißt: Wir versuchen, wahrgenommene Unsicherheit zu reduzieren, indem wir Informationen einholen und auf altbewährte Verhaltensmuster zurückgreifen. „Das haben wir schon immer so gemacht, und es hat gut geklappt!“ ist ein Satz, der in Veränderungsprozessen immer wieder zu hören ist. Damit erklärt sich (zum Teil) auch, warum Innovation so schwierig ist. Denn Innovation bedeutet ja gerade, sich in Unsicherheit zu begeben, Bekanntes zurückzulassen und Neues zu wagen. Aber, Hand aufs Herz – wie oft fallen wir in alte Verhaltensmuster und bereits Bewährtes zurück?!
Positive Unsicherheit
Unternehmen wie Google oder Netflix zeigen, dass die bewusst herbeigeführte Unsicherheit auch positiv sein kann. Gemeint ist die Initiierung komplett neuer Angebote und Märkte, die alles bisher Funktionierende hinter sich lassen. Netflix zum Beispiel entfernte sich bewusst weg vom Verkauf und Verleih der DVD hin zu neuartigen Angeboten im visuellen Unterhaltungsmarkt.
Bleibt die Frage: Wie lässt sich Unsicherheit bewusst schaffen und wie kann ich als Führungskraft damit umgehen? Wie schaffe ich ein Umfeld, in dem auch die Mitarbeitenden Bereitschaft zur Unsicherheit zeigen und Innovation entwickeln? Mit diesen Fragen sind die Teilnehmenden des Innovation Space in verschiedene Diskussionsrunden gegangen und haben sie zudem in unserem Peer-Coaching-Format erörtert.
Dabei haben sie gelernt: Zu den für Innovation zuträglichen Verhaltensoptionen zählt es, an bestehenden Prozessen und dem festen Glauben an das, was schon immer so war, Zweifel zu äußern, verschiedenste Meinungen einzuholen und Risiken zu unterstützen. Gleichzeitig gilt jedoch „easier said than done“. Denn ganz bewusst in die Unsicherheit zu gehen, ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Um sich mit einem kleineren, aber ersten wichtigen Schritt auf den Weg zu machen, können sich Führungskräfte daher fragen: Wo genau stecken unsere organisationalen festgefahrenen Routinen? Wie schaffen wir ein Klima der Psychological Safety, in dem sich Mitarbeitende trauen, Dinge auszuprobieren? Und wo schaffen wir einen ersten, übersichtlichen Raum, in dem sie Bestehendes hinterfragen und aus den daraus hervorgehenden Antworten Neues entwickeln können?
Mitgenommen haben die Teilnehmenden dieses Innovation Space einen Überblick über die aktuellste, anwendungsbezogene Forschung und zudem konkrete Praxistipps für den direkten Einsatz in ihren Organisationen. So ist auch dieser Innovation Space wieder zu einer rundum runden Sache geworden.
Und wie immer gilt auch hier: Nach der Erkenntnis ist vor der Erkenntnis! Und so freuen wir uns schon jetzt auf den nächsten Innovation Space am 22. September 2022.
Hannah Vergossen
Digitaler Fingerabdruck:
„Try out and fail fast“ – Unternehmen brauchen agile Prozesse und eine ausgeprägte Fehlerkultur um im Wettbewerb bestehen zu können.
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