Am 30. November fand unsere virtuelle LeadershipGarage Lounge statt. Eines unserer Fokusthemen: Wo arbeiten und lernen wir in Zukunft? Wie sieht also das Büro der Zukunft aus? Louisa Kürten, Referentin für Innovation und Veränderung vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und Design Thinking Coach, erzählt in ihrer Session, wie eine Schule sich mithilfe von Design Thinking neu erfunden hat. Auch Unternehmen können davon eine Menge lernen, denn im Prozess hin zu einer neuen Arbeitsumgebung kommt es vor allem darauf an, dass die Bedürfnisse der User – also Mitarbeitenden – Beachtung finden.
Design Thinking ist ein Prozess, der zur Problemlösung und Entwicklung neuer Ideen angewendet wird, und vor allem in der Produktentwicklung bekannt ist. Aber den Bauprozess einer Schule damit neu denken? Louisa Kürten sah darin eine spannende Herausforderung. Sie begleitete mit zwei weiteren IW-KollegInnen den Umbau einer Montessori Schule, die durch den Design Thinking Prozess erfolgen sollte. Die Initiative zur Umbaugestaltung kam von der Geschäftsführerin der Schule, die es sich zum Ziel gemacht hat, die „Schule der Zukunft“ zu bauen.
Wie also kommt man von old school zu new school?
Design Thinking zeichnet sich zunächst durch einen Prozess aus, bei dem der User ganz klar im Fokus steht, bevor eine strukturelle und finanzielle Umsetzbarkeit betrachtet wird. User sind hier zum einen Schüler und Lehrer als unmittelbare Akteure in der Schulumgebung, aber auch die Bank, der Aufsichtsrat und das Schulsystem. Der iterative Prozess im Design Thinking ermöglicht durch wiederkehrende Feedbackschleifen die Wünsche und Bedürfnisse aller Stakeholder während des Prozesses einzubeziehen. Dabei ist Ausprobieren und Fehler machen klar erlaubt. Wenn etwas nicht funktioniert, geht man einfach ein paar Schritte zurück und probiert von dort aus einen neuen Weg.
Lehrer, Verwaltung und Architekten arbeiteten Hand in Hand und ermittelten in 30 Interviews die Nutzerbedürfnisse. Auf Grundlage dieser Gespräche entstanden erste Ideen und Prototypen, wie zum Beispiel ein „Stille Raum“ oder ein Gemeinschaftsbereich. Diese wurden in detaillierter und haptischer Darstellung mit Lego und diversen Bastelmaterialien dargestellt und bildeten die Grundlage für weitere Diskussionen und Anpassungen durch die User.
Nach sechs Monaten dann der Realitätscheck
Es gibt nun einen Campus mit Treffpunkt im Zentrum, Mobile Möbel, Einzelne Cubes als Rückzugsort und einen Moderationsraum, in dem Design Thinking für alle erlebbar wird. Die Learnings aus dem Prozess sind, dass eine klare und deutliche Kommunikation sowie Vertrauensarbeit stetig erfolgen muss. Eingangs herrschte Skepsis vor: Die Lehrer glaubten nicht, dass ihre Meinung so viel Beachtung finden würde, wie die der Architekten, doch sie wurden eines Besseren belehrt. Dennoch ist es sinnvoll während des innovativen Prozesses darauf hinzuweisen, dass kreative Ideen erwünscht sind, zum Schluss aber Themen wie Brandschutz und Statik in der Umsetzung mitgedacht werden (müssen).
Spannend ist, dass der innovative Spirit nun auch in der Schule zu spüren ist. Die Schüler erobern ihre Schule und gestalten mit und auch bei den Lehrkräften ist eine neue „Macher-Mentalität“ zu vernehmen. Auch die Geschäftsführerin bemerkte, dass sie durch den Prozess ein neues Leadership-Mindset entwickelt hatte, in dem sie gelernt hat, Verantwortungen abzugeben und Lehrer wie Entrepreneure agieren zu lassen.