Platz für Design-Thinking schaffen: Wie Unternehmen ihre Kreativräume einrichten  

Unternehmen arbeiten nicht nur zunehmend mit der Design-Thinking-Methodik. Viele richten auch entsprechend dazu Räume ein, in denen das kreative Brainstorming über Abteilungs- und Hierarchieebenen hinaus einen sichtbaren Platz im Unternehmen finden soll. Nachdem am Hannover Airport die ersten Kollegen vor einigen Wochen bei uns an der Leuphana Universität die Design-Thinking-Methodik kennengelernt haben, geht der Airport nun den nächsten Schritt: Mitten im Terminal C ist der Raum zu finden, der bereichsübergreifend von ca. 20 Kollegen gemeinsam als Design-Thinking-Raum eingerichtet wird. Letzte Woche war ich zu Gast beim wöchentlichen Meeting der „Design-Thinker“ am Airport und habe mir einen ersten Eindruck vom Raum verschafft. Schon die Raumgestaltung an sich ist eine erste kreative Teamaufgabe und lässt sich mit learning by doing beschreiben:

Struktur schaffen

Bevor über Möbelelemente nachgedacht wird, sollten die Bereiche definiert werden, die der Raum haben wird: Da wäre die Keimzelle – der Hauptbereich, in dem Innovationen stattfinden sollen (home base). Wichtig ist, dass dieser offen gestaltet ist, um Kollaboration und Zusammenarbeit zu fördern, gleichzeitig aber auch den Teams ermöglicht, für sich zu sein. Beschreibbare, auf einer Deckenschiene eingehängte, verschiebbare Kapa-Boards stellen hier beispielsweise eine schöne, flexible Möglichkeit dar, um schnell einen sicheren Raum für Gruppen-Brainstorming zu schaffen.

Beschreib- und verschiebbare Wände an der Stanford d.school

Die gathering bases sind die Bereiche im Raum, an denen Menschen sich – informell – treffen. Das kann ganz klassisch der Kopierer oder die Kaffeemaschine sein oder aber der Kühlschrank gefüllt mit Getränken und Obst. Hier sollte überlegt werden, welche und wie viele dieser bases eingerichtet werden, um eben auch diesen wichtigen, informellen Austausch zu fördern. Die transition bases sind die Verbindungen zwischen den Bereichen. Ihnen wird oft nicht viel Bedeutung beigemessen, obwohl sie sehr wichtig und bei der Raumgestaltung nicht zu unterschätzen sind. Durch sie wird ein schnelles Zurechtfinden im Raum für den User erst möglich. In größeren, unübersichtlichen Räumen kann man zum Beispiel mit Wegmarkierungen arbeiten, um den Kreativbereich vom Meeting-Bereich und der Lounge-Ecke abzugrenzen. Visuelle Abgrenzungen können auch durch unterschiedliche Wandfarben oder bunte Teppiche im Kreativbereich geschaffen werden. Das vierte Element sind die support structures. Sie umfassen alles, das die kreative Arbeit unterstützt. Das sind unter anderem Materialien, die im Design-Thinking zum Einsatz kommen. Wichtig: Das Material, das zum Beispiel auf kleinen Servierwagen gelagert werden kann, muss von überall aus im Raum gut zu erreichen sein!

Flexibel sein

Design-Thinking lebt von möglichst diversen Teams, die gemeinsam brainstormen und unterschiedliche Perspektiven in die Runde bringen. Ideen werden durch Prototypen schnell anfassbar gemacht. Insofern sollte der Raum möglichst flexibel gestaltet sein, damit die Anwender diesen ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechend gestalten können und beispielsweise einen sicheren Platz schaffen, in dem sie ungestört diskutieren können.

Um eine maximale Flexibilität zu ermöglichen, sollten Tische, Materialwagen, Stühle und Regale auf Rollen gesetzt werden. Gut zu überlegen ist nicht, was auf Rollen steht, sondern, was nicht. Gibt es Elemente im Raum, die an einem festen Platz bleiben und nicht durch den Anwender konfiguriert werden? Beispielsweise der Bartisch in der Kaffeelounge, der immer am selben Platz steht? Je weniger Konfiguration möglich, umso besser nutzbar für den unerfahrenen Design-Thinker. Es braucht eine gewisse Erfahrung, um den Space so „zurechtzurücken“, dass kreativ(-ste) Arbeit möglich ist. Aber: learning by doing – einfach mal ausprobieren, wie es am besten funktioniert und anschließend anpassen …

Das sind einige erste Ansatzpunkte, nach denen – auch wir – bei der Einrichtung unseres neuen Institutsbüros als Co-Working Space auf dem Campus der Leuphana Universität arbeiten.

Ich bin außerdem gespannt, wie es bei Airport weiter geht und freue mich auf den weiteren Austausch und die Zusammenarbeit!


(Quellenverweise: Doorley (2012). Make space: How to set the stage for creative collaboration. New Jersey: John Wiley and Sons.)

Hannah VergossenHannah Vergossen
Institut für Performance Management

Digitaler Fingerabdruck:
„Try out and fail fast“ – Unternehmen brauchen agile Prozesse und eine ausgeprägte Fehlerkultur um im Wettbewerb bestehen zu können.

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