Die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz sind auf dem strammen Vormarsch und werfen, wie jede technologische Neuerung, viele Fragen auf. Ein Meetup zu dem Thema im Silicon Valley beleuchtet die neuen Chancen.
Es ist 17.00 Uhr, ich stecke im Feierabendverkehr rund um Google und kämpfe mich zu einem freien Parkplatz vor. Mein Ziel ist das Gebäude 1550, Plymouth Street. Dort angekommen entdecke ich sogleich die typischen Google-Sonnenstühle in den bunten Google-Farben – und die lange Schlange, die sich vor dem Eingang bereits gebildet hat. Sie alle wollen, wie auch ich, das „meetup AI@Google“ besuchen: eine technology presentation zum Thema Künstliche Intelligenz. Zum Glück habe ich mich vorher online registriert und kann schnell zur Anmeldung und meinem Namensschild vorkommen.
Meetup – virtuell verabreden, real diskutieren
Meetup ist ein Social-Networking-Portal, auf dem sich Menschen gleicher Interessen online zu Gruppen zusammenfinden, die sich dann an jeweils realen Orten treffen. Im Silicon Valley bereits ein Markenzeichen, kommt es inzwischen der Start-up-Kultur weltweit entgegen. Dabei kann mit Meetup in zwei Richtungen agiert werden: Es können bereits bestehende Gruppen gefunden oder auch neue Gruppen gegründet werden. Wahlweise wird also ein Suchwort eingegeben, auf das dann entsprechende Gruppen und deren nächste Meetings aufgezeigt werden, oder man avanciert selbst zum Organizer und setzt eine eigene Gruppe und deren Termine auf; auch das funktioniert ganz einfach mit der Meetup-Software. Die Meetings selber sind dann ebenfalls sehr simple Set-ups: Es gilt lediglich, für Bestuhlung und Präsentations-Technik zu sorgen, zu Beginn gibt es etwas zu essen und zu trinken. Meetup ist das ideale Format, um Gleichgesinnte zu treffen, in kurzer Zeit Informationen zu aktuellen Themen zu erhalten, Anregungen und neue Entwicklungen aufzuschnappen, Akteure kennenzulernen, eigene Ideen vorzustellen und die Chance, mit Investoren zusammenzukommen, zu erhöhen, kurzum: Meetup unterstützt das Networking.
Normalerweise kenne ich Meetups mit durchschnittlich 20 Teilnehmern, dieses hier ist weit überbucht – Künstliche Intelligenz ist derzeit eins der Top-Themen im Silicon Valley, rund 120 Gäste dürfen heute teilnehmen. Die Location ist ein normaler Meetingraum mit Kinobestuhlung, hinten in der Ecke laden vier riesige Stapel mit Pizzen in Familysize zum Zugreifen ein, dazu Limonade und Wasser aus dem Spender. Ich nehme mir ein Stück Pizza auf meinen Pappteller und schaue mich um. Diverser könnte das Auditorium nicht sein. Viele Asiaten, Inder und Pakistani, ganz vereinzelt höre ich mal eine deutsche Stimme oder reines Amerikanisch ohne ausländischen Akzent. Frauen sehe ich nur vereinzelt. Bis zum Vortrag ist Networking angesagt. Doch nun schaltet der Moderator das Bild auf die zwei Screens, ich nehme Platz, es geht los.
Intelligentes zur Künstlichen Intelligenz
Veranstalter dieses Meetups sind zwei Start-up-Vertreter mit ihren Gründungspartnern. Ihr Format sind zwei 15-minütige Vorträge gefolgt von einer 30-minütigen Podiumsdiskussion, auf die dann noch fünf Fragen aus dem Publikum folgen.
Künstliche oder auch Artifizielle Intelligenz (A. I.), so erfahren wir, ist eine durch Maschinen hervorgebrachte Intelligenz; dabei bezieht sich dieser Intelligenz-Begriff auf Intelligenz in Form von kognitiven Funktionen, die bislang nur Menschen auf geistiger Ebene miteinander verbinden, wie etwa das Lernen oder die Fähigkeit zur Problemlösung. Vom „Machine Learning“ ist daher in diesem Zusammenhang auch die Rede.
Eine ganz zentrale Frage zieht sich durch die gesamte Veranstaltung: Kann bzw. wird die Künstliche Intelligenz uns Menschen ersetzen? Nein, lautet hier die Antwort, die Künstliche Intelligenz habe keinen eigenen Verstand, verfolge keine Absichten, und wir sollten ihr solche auch nicht zuschreiben. Artifizielle Intelligenz würde menschliche Akteure also keineswegs ersetzen, es gehe vielmehr um eine Symbiose: Technik als Unterstützung für den Menschen.
Unternehmen, das wird hier ebenfalls klar, werden sich künftig mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen müssen, wollen sie auch in der Zukunft erfolgreich sein. Und alles, was heute auf den Markt kommt, hat einen A.-I.-Angle.
In jeder Hinsicht interessant war dieser Abend für mich: Ich habe etwas über Künstliche Intelligenz gelernt – 90 Minuten Input zu einem topaktuellen Thema mit ausgesuchten Experten, geteilten Perspektiven aus dem Publikum und jeder Menge Möglichkeiten zum Networking –, und ich hatte wieder einmal die Gelegenheit, an einem Meetup teilzunehmen; ein innovatives Format, das von seinem unkonventionellen Style lebt und zudem einmal mehr beweist, dass es ohne selbstdenkende Menschen ganz sicher nicht gehen wird.
Prof. Dr. Sabine Remdisch
Digitaler Fingerabdruck:
„Die Führungskraft auf Distanz wird weniger als Entscheidungsträger gebraucht, stattdessen müssen ihre Hauptfähigkeiten im Beziehungsmanagement liegen.“