Die Filmemacher Angela Andersen und Claus Kleber zeigen mit ihrem aktuellen Dokumentarfilm „Brave new World“, wie das Silicon Valley die Zukunft gestaltet – und wie Europa der digitalen Zukunft hinterherhinkt.
Rund 10 Millionen Zuschauer weltweit hat die Dokumentation über das Silicon Valley (Englische Version bei Youtube/ Deutsche beim ZDF) bereits erreicht. Für eine Vorführung vor geladenem Publikum holt sie SAP heute noch einmal an den Ort des Geschehens zurück und lädt dafür ins HanaHaus, Palo Alto. Treffender hätte der Ort kaum gewählt sein können, zählt er doch selbst zu den Innovationsbrutstätten des Valleys. Initiiert vom SAP-Mitbegründer Dr. Hasso Plattner ist dieser Community Work Space heute Treffpunkt für Kreative, Unternehmer, Experten, die hier ihre Ideen austauschen und sich vernetzen. Und eben hier treffen wir nun mit zwei führenden Köpfen der Medienszene, Angela Andersen und Claus Kleber, zusammen.
Heimspiel des Erfolgs
Roter Teppich, Fotowand, Drinks und Häppchen – das HanaHaus präsentiert sich als äußerst ansprechende Location für diesen Film, den ich bereits im deutschen Fernsehen gesehen hatte. Ihn hier mit internationalem Publikum zu schauen ist natürlich noch einmal ganz etwas anderes; spannend, wie die „Silicon Valley People“ als „Einheimische“ den Blick auf ihre Wirkungsstätte wahrnehmen.
Um diese Menschen und nicht die üblicherweise sofort mit dem Silicon Valley assoziierten Technologien geht es auch in der Dokumentation, wie Regisseurin Angela Andersen gleich zu Anfang klarstellt. Es sind die Menschen, die hier mit ihrem Spirit, Mut, Unternehmergeist und ihren Ideen etwas Einzigartiges geschaffen und das Valley berühmt, reich und zum Vorreiter aufgebaut haben. Durch sie hat das Silicon Valley weltweit eine Machtposition erreicht; hier laufen Datenströme zusammen, die das Verhalten der Welt und der Menschen nicht nur erklären, sondern mittlerweile auch schon vorwegnehmen.
Sebastian Thrun, Gründer der Online-Akademie „Udacity“, macht deutlich, man müsse nicht im Silicon Valley geboren sein, um hier mitzuspielen – was man jedoch brauche sei der nötige Spirit. Dem pflichten alle, ob hier geboren oder zugezogen oder temporär vor Ort, einmütig bei: Ideen, Risikobereitschaft, Schnelligkeit – das ist es, was das Silicon Valley einzigartig und erfolgreich macht. Auch Thrun ist als Deutscher mit seiner revolutionären Idee der Online-Bildung von hier aus erfolgreich geworden; ebenso Sergey Brin, in Russland geboren, der heute mit Google die Welt regiert.
Im Silicon Valley fragt keiner, woher du kommst – hier interessiert, was du bewegen willst auf dieser Welt
„We are Europeans. We are cut from a different cloth. We do not idolize change in the same way. But simply stepping on the breaks will not be enough. Europe is falling hopelessly behind. If we fail to become equal partners the future will be made without us and Europe will become the old world for real and for good.“ – Mit diesen Worten endet die Silicon Valley-Dokumentation.
Claus Kleber berichtet uns, dass es für diesen Nachsatz kein Skript mehr gegeben habe, die Worte seien viel mehr spontan aus ihm herausgekommen. Und sie spalten das Publikum. Zu viel erhobener Zeigefinger, zu viel Angstmacherei, die Deutschen kommen zu schlecht weg, sagen die einen; absolut berechtigt und höchste Zeit, dass Deutschland aufwacht, meinen die anderen.
Vor dem Hintergrund meiner deutsch-amerikanischen Erfahrungen – ich bin seit September 2014 regelmäßig als Gastwissenschaftlerin in Stanford tätig und lebe dort im Menlo Park im Herzen des Silicon Valleys – schließe ich mich Claus Klebers Eindrücken an. Ja, Deutschland muss auf den Zug der Digitalisierung aufspringen. Und das wird ganz sicher nicht über ein einfaches „Copy and Paste“ gelingen. Wir müssen die Prinzipien des Silicon Valleys auf unsere deutschen bzw. europäischen Unternehmensstrukturen und -kulturen, unser Ökosystem übertragen; und dafür müssen wir diese Prinzipien zunächst ganz genau analysieren und verstehen. Wir müssen hinfahren und in die Kultur, die Innovationskraft und das Wachstums des Valleys eintauchen! Das heißt nicht, dass nicht auch wir stolz sein dürfen auf die eigenen wirtschaftlichen Erfolgsmodelle und langen Unternehmenstraditionen. Gerade darauf gilt es aufzusetzen und sie clever in die digitale Welt zu führen, und das jetzt sehr zeitnah.
Fotos: @HanaHaus
Prof. Dr. Sabine Remdisch
Digitaler Fingerabdruck:
„Die Führungskraft auf Distanz wird weniger als Entscheidungsträger gebraucht, stattdessen müssen ihre Hauptfähigkeiten im Beziehungsmanagement liegen.“