Auch die Bundesagentur für Arbeit setzt sich mit den Folgen der Digitalisierung auseinander. Beim Besuch des Innovation Circle wird deutlich: Für eine Behörde gehört der Datenschutz zu den größten Herausforderungen der Digitalisierung.
Rund 35 Millionen Beratungs- und Vermittlungsgespräche pro Jahr, 14.000 Erstgespräche pro Tag: Das sind nur einige der beeindruckenden Kennzahlen zu den Aktivitäten der Bundesagentur für Arbeit (BA). Bei einem Treffen des Innovation Circle in Räumlichkeiten der Agentur für Arbeit in Berlin am 28. April 2015 vermittelte die BA-Mitarbeiterin Dr. Annette Freitag den Mitgliedern des Innovation Circle tiefe Einblicke in das Tagesgeschäft und in die Organisationsstrukturen der Bundesagentur für Arbeit.
Wer mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) nur die rund 1000 Arbeitsagenturen in Deutschland verbindet, irrt gewaltig: Die BA betreibt zum Beispiel eine Führungsakademie, 12 Bildungs- und Tagesstätten und eine eigene Hochschule für die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden. Auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das jährlich rund 900 wissenschaftliche Politikberatungen durchführt, ist unter dem Dach der BA angesiedelt. Außerdem verfügt die BA mit ihrem IT-Systemhaus über eine der größten IT-Landschaften Europas.
Im Kerngeschäft der BA, der Arbeitsvermittlung und Beratung, ist die Digitalisierung schon längst angekommen. BA-eigene Online-Job-Portale und Apps, das Berufe-Net oder die Weiterbildungsdatenbank KURS machen es Arbeitssuchenden immer leichter, sich eigenständig über Berufe, Bildungs- und Stellenangebote zu informieren. Ebenso ermöglicht die Bundesagentur für Arbeit die Online-Arbeitslosmeldung oder die Kommunikation per E-Mail.
Doch weil es in der BA oft um sensible Daten von Arbeitnehmern, Leistungsberechtigten oder Arbeitgebern geht, sind hier ganz besonders strenge Sicherheitsmaßnahmen für den Datenaustausch erforderlich. Für uneingeschränkte Nutzung von elektronischen Akten oder Datenbanken müssen diesbezüglich noch verlässliche Lösungen gefunden werden. Der Schutz personen- oder unternehmensbezogener Daten gehört deshalb in der Bundesagentur für Arbeit zu den wichtigsten Herausforderungen der Digitalisierung.
Daraus wird deutlich, dass die Veränderung der Arbeitswelt einen branchenspezifischen Pulsschlag hat. Man nehme das Beispiel der klassischen, formalen Führungskraft: In vielen Beratungs- oder Dienstleistungsunternehmen werden bereits flache Netzwerkstrukturen im Sinne einer Projektarbeit gelebt. Führungsaufgaben werden von verschiedenen Personen und zeitlich begrenzt wahrgenommen. In solchen Strukturen ist die klassische „Führungskraft“ ein Auslaufmodell: Sie wird zum Beispiel durch eine/n „Team Representative“ ersetzt. In einer Behörde, wie der BA mit rund 90000 Mitarbeitenden, kann ein solcher Wandel nur in kleinen Schritten vollzogen werden. Auch in der Privatwirtschaft ist dieses Szenario bisher eher im kreativen und administrativen und weniger im fertigenden Bereich denkbar. Es bleibt spannend, wohin die Digitalisierung in verschiedenen Sektoren führen wird – der Innovation Circle fühlt weiter den Puls.
Diesem Thema widmet sich auch der Verbund für Performance Management.