Wie entstehen Innovationen und was müssen Unternehmen tun, um sie zu fördern? Regina E. Dugan, Topmanagerin bei Google, beschreibt in einem Vortrag an der Stanford University die Eckpfeiler der Innovationskultur.
Es gibt wenige Menschen, die als Wissenschaftler, Unternehmer, Staatsbedienstete und Manager gleichermaßen erfolgreich sind. Regina E. Dugan gehört sicher dazu. Die promovierte Maschinenbauingenieurin hält mit ihrem Unternehmen Dugan Ventures mehrere Patente und war Chefin der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), einer Behörde des US-Verteidigungsministeriums, die militärische Forschung treibt und sich mit Dingen wie Cyberterrorismus oder Weltraumsicherheit beschäftigt. Seit 2012 arbeitet Dugan bei Google, wo sie die Abteilung Advanced Technology and Projects (ATAP) aufgebaut hat. Wenn Google schon ein hochinnovatives Unternehmen ist, dann ist ATAP quasi die Speerspitze der Innovation – und Dugan die Frau, die den Speer in Händen hält.
Im Rahmen der Global Leadership Series der Universität Stanford spricht Dugan über den „Breakthrough in Innovation“. Ihr Vortrag beginnt um 12 Uhr, eine Viertelstunde vorher ist das Auditorium schon gut gefüllt. Rund 300 Studierende und Lehrkräfte, die meisten von der Stanford Graduate School of Business, warten gespannt auf die Google-Managerin. Fast alle haben sich etwas zu essen mitgebracht – die Mittagszeit wird produktiv genutzt in Stanford.
Für Dugan entstehen Innovationen am Schnittpunkt von Wissenschaft und Wirtschaft. Forschung und Anwendung müssen zusammengebracht werden. Das schafft Handlungswissen für die Praxis und hilft bei der Lösung von Problemen. Dieser Philosophie folgt Dugan auch als Leiterin von ATAP: Die Arbeit ist in einem großen globalen Netzwerk organisiert. Interne Praxisexperten von Google haben sich mit 29 Hochschulen weltweit vernetzt.
Innovation erfordere die Interaktion von Menschen, sagt Dugan. Sie meint inspirierte Menschen, die Herausforderungen lieben und ein klares Ziel vor Augen haben. Dem kann ich nur zustimmen. Innovation und Wettbewerbsstärke von Unternehmen werden wesentlich von der Qualifikation und dem Engagement der Mitarbeiter bestimmt. Oftmals aber scheitern Unternehmen, wie wir bei unseren Studien und Forschungsprojekten erlebt haben, an dieser Aufgabe. Ein Grund ist, dass ihnen gut ausgebildete, leistungsstarke Mitarbeiter fehlen, die ihr Wissen und ihre Kreativität in den Unternehmensalltag einbringen.
Dr. Regina Dugan, VP Engineering at Google, on the process of innovation through the years #StanfordGSS pic.twitter.com/XgT0ZlkU96
— Peter Mullen (@pemullen) March 9, 2015
Der Innovation zum Durchbruch zu verhelfen, ist nach Dugans Überzeugung etwas, das man lernen kann und lernen sollte. Dazu müssen Führungskräfte ein innovationsfreundliches Klima in ihrem Unternehmen schaffen und ein Innovationsnetzwerk konzipieren, implementieren und am Leben erhalten. Von Beginn an benötigen Innovatoren Inspiration. Und: Innovationssprünge kann man nicht delegieren. Die erfolgreiche Führungskraft kreiert eine innere Spannung, die sich auf die Mitarbeiter überträgt und sie mitreißt. Der Wunsch, Neues entstehen zu sehen, lässt die Mitarbeiter nicht mehr los. Oder wie es Dugan ausdrückt: „Langeweile ist der Feind von Innovation.“
Als Personalpsychologin höre ich natürlich besonders gern ihre Botschaft am Ende des Vortrags: Die Seele der Innovation ist die humane Grundhaltung. Wer etwas Gutes zum Wohl Anderer erreichen will, ebnet der Innovation den Weg. Aber immer ehrlich bleiben: Es genügt nicht, im Nachhinein ein humanes Mäntelchen über ein Projekt zu hängen. Der humane Ansatz muss von Anfang an Teil des Projekts sein – sonst hat es keine Seele.
Prof. Dr. Sabine Remdisch
Digitaler Fingerabdruck:
„Die Führungskraft auf Distanz wird weniger als Entscheidungsträger gebraucht, stattdessen müssen ihre Hauptfähigkeiten im Beziehungsmanagement liegen.“