Elena Klinkhammer hat die LeadershipGarage-Konferenz „Inside Silicon Valley“ organisatorisch begleitet. Hier berichtet sie über ihre Eindrücke und Erfahrungen in sechs Lektionen, die sie dort gewonnen hat.
Industrie 4.0, Big Data, Silicon Valley, Disruption, Digitale Transformation, Innovation, Co-Working-Spaces, Immersive collaboration, The Unicorn List, … Verschlafen die deutschen die digitale Wende, wie es in vielen Medien suggeriert wird? Ich möchte es selbst erleben, sehen, spüren und davon lernen als Teil des LeadershipGarage-Team auf dem Weg ins Silicon Valley.
Lektion 1: Das Thema digitale Transformation ist nicht für alle neu
Im Silicon Valley werden wir verwundert angesehen, wenn wir von digitaler Transformation sprechen – denn hier ist alles „digital“. Die Transformation hat längst stattgefunden. Der Starbucks-Kaffee wird per App bestellt, die Workshop-Räume in einem Co-Working-Space per Smartphone gebucht oder wir per Uber (App-basierter Vermittlungsdienst für Fahrdienstleistungen) zu unserer nächsten Station gebracht.
Ohne Smartphone und Kreditkarte ist man hier aufgeschmissen.
Trotz alledem war die Organisation der Konferenz „remotly“ (aus der Ferne) gar nicht so einfach. Im Silicon Valley erwartet man doch moderne Kommunikationsstrukturen und neueste Technik. Häufig war jedoch nicht einmal eine Kontaktaufnahme außer über das Telefon möglich.
Bei unserem ersten Networking-Event im Silicon Valley berichte ich einem sogenannten „Business Angel“ von meiner Erfahrung (ein Business Angel beteiligt sich finanziell an Unternehmen und gleichzeitig unterstützt er die Existenzgründer mit Know-how und Kontakten). Lachend erklärt er mir, dass das Valley zwar Geburtsstätte neuester Technik ist, man jedoch ohne die Möglichkeit des persönlichen Kontaktes – dem Network – völlig aufgeschmissen sei.
Auch mein Versuch aus Deutschland Kontakt zu Tesla aufzunehmen war gescheitert – doch während unseres Gespräches scrollt der Business Angel stolz durch sein Handy und zeigt mir, wen er alles bei Tesla kennt … für’s nächste Mal.
Lektion 2: „Vitamin B“ im negativen Sinne ist von gestern – Networking ist der Schlüssel zum Erfolg
Dieser anfängliche Rat des Business Angels verfolgt mich bis heute. Ich würde mich schon als kommunikative Person beschreiben, aber Netzwerken ist ein eigener Job für sich. Das Netzwerk ist eines der kostbarsten Dinge, die wir haben und muss ständig gepflegt werden – Beziehungsmanagement.
Dieses Netzwerk soll nicht nur aufgebaut sondern auch aktiv genutzt werden. Dein Netzwerk ist gut, so Prof. Dr. Sabine Remdisch, wenn du z. B. einen neuen Job suchst und nach dem zehnten Kontakt, den du aus deinem Netzwerk angerufen hast, diesen gefunden hast.
Lektion 3: Erfolg durch Feedback-Kultur
Auf der „LeadershipGarage Experience“ erleben wir die neusten Technologien an der Stanford University, besuchen die einflussreichsten Unternehmen des Silicon Valleys und hören gespannt den großen Dozenten und Mentoren des Silicon Valleys zu. „Think Big“ ist eine Devise, die wir oft hören. Innovative Ideen lassen sich nicht durch festgefahrene Denkstrukturen und die Angst vor dem Versagen entwickeln. Erfolg wird nicht nur an der Anzahl erfolgreicher Gründungsideen und verkaufter Start-Ups gemessen, sondern auch an den „Failures“. Denn ohne Misserfolge kannst du doch gar nichts gelernt haben? Vielleicht war dein Erfolg ja nur ein glücklicher Zufall!
Diese Lektion finde ich gerade für meine Landsleute wichtig. Das Thema Feedback-Kultur ist häufig sehr negativ belastet. So ist ein „Ratschlag“ immer noch ein Schlag, der uns trifft, und vor dem wir uns wehren oder schützen wollen.
Das Silicon Valley ist eine Welt für sich, aber gerade das Thema Feedback-Kultur ist etwas, von dem wir lernen können.
Lektion 4: Schrei’ deine Ideen laut in die Welt und versteck’ sie nicht im Keller
Natürlich zählt dieser Punkt in gewisser Weise auch zu den vorher genannten Lektionen, aber da ich ihn für besonders erwähnenswert halte, wird er nochmal separat aufgeführt.
„Rede über deine Ideen!“ – Ein guter Rat für alle Gründer und Gründungsinteressierten. Wenn ihr eine coole Startup-Idee habt, dann sprecht mit so vielen Leuten wie möglich darüber. Nur so könnt ihr genügend Feedback bekommen, um euren gedanklichen Prototypen zu testen. Die Angst vor dem Diebstahl eurer Idee läuft gegen Null. Um dies zu beweisen, hat eine Gründungsagentur im Silicon Valley sogar eine Prämie von 1.000 US-$ ausgesetzt für die Idee, die es schafft, kopiert oder geklaut zu werden. Es kam noch nie zu so einer solchen Situation.
Lektion 5: Die Einstellung, nicht das Alter ist entscheidend
Es ist unglaublich, wie viele junge Menschen hier im Valley CEOs, Geschäftsführer oder „hohe Tiere“ sind. Top-motiviert und meistens noch aus dem Studium heraus trauen sie sich größer zu denken. Hier spielt natürlich die American Culture „Think Big“ mit eine Rolle, die im Valley noch ausgeprägter scheint. Nichtsdestotrotz ist es aber auch eine Frage des Fremdkapitals. Auch junge Gründer werden ernst genommen, denn der Fokus liegt auf der Idee. Das Fremdkapital ist einer der Erfolgsfaktoren im Silicon Valley, damit die Menschen sich nicht bis über beide Ohren verschulden, wenn ihr Projekt floppt, und so offener und vor allem risikofreudiger sein können.
Lektion 6: Digitale Transformation ist eine Frage der Kultur
Digitale Transformation sollte kein technisches Wettrüsten sein.
Es geht vielmehr um die Einstellung der Unternehmen. Wie wird das Thema „Wertschöpfung“ definiert? Die Digitalisierung verändert hierbei die Faktoren, mit denen ein Unternehmen umgehen muss. So zum Beispiel die Interaktion mit Kunden, Innovation von Produkten, den Wettkampf auf Wachstumsmärkten oder die Art und Weise der Kommunikation sowie das Thema „Führung“. Unternehmen müssen sich immer schneller an einen solchen Wandel anpassen – dabei spielt gerade die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle. Diese entscheidet, wie viele Mitarbeiter auf diesem Dauerlauf mitgenommen werden. Digitale Transformation ist ein Veränderungsprozess der Organisationsstrukturen.
Das Silicon Valley ist ein spannender Ort mit einem eigenen Ökosystem. Viele Ideen sind sehr beeindruckend. Es sollte jedoch nicht der Ansatz sein, dass deutsche Firmen einen „Urlaub“ im Silicon Valley machen und dieses Konzept eins-zu-eins für sich übernehmen wollen. Durch die LeadershipGarage Experience wurde der optimale Rahmen geschaffen, um nicht nur Silicon Valley zu erleben, sondern auch zu verstehen und auf die eigene Situation zu transferieren.
Mein Fazit: Ich kann allen Interessierten eine solche Reise nur empfehlen, um spannende Kontakte zu knüpfen, neue Eindrücke, Erkenntnisse und Blickweisen zu gewinnen.
Elena Klinkhammer
Digitaler Fingerabdruck:
Human Resources Management bedeutet das Menschliche im globalen Netz bewahren.