Café der Ideen

Work – Learn – Play: Diese drei Komponenten prägen die digitale Arbeitswelt. Im Hana Haus in Palo Alto ist sie bereits Realität geworden.

„A new café experience” verspricht das Hana Haus, ein Community Work Space in Palo Alto, auf seiner Webseite: Kreative Menschen, Unternehmer und Experten, kommen in entspannter Atmosphäre zusammen, um Ideen auszutauschen und sich zu vernetzen. Das in einem historischen Gebäude auf der University Avenue beheimatete Café verbindet ein modernes Arbeitsambiente (Work) mit Raum für Austausch und Socializing (Learn) sowie Spaß (Play). So arbeitet man heute, in der Community statt alleine im verstaubten Einzelbüro.

Das Hana Haus geht auf eine Initiative von Dr. Hasso Plattner zurück, dem Mitbegründer von SAP. Dahinter steht die Philosophie, dass gute Ideen entstehen, wenn sich Menschen untereinander austauschen und sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen können – ohne Zwänge und engmaschige Kontrolle. Wahrer „Freigeist“ umfängt mich im Hana Haus. Ich schreibe diesen Artikel in einem bequemen Liegestuhl im Innenhof unter freiem Himmel, ein Springbrunnnen plätschert, ich fange Fetzen angeregter Unterhaltung von einem anderen Co-Worker auf. Man sitzt in langen Reihen, an kleinen Holztischen oder wie ich im Liegestuhl mit Beistelltischchen, je nach Bedarf und Laune. Viele haben Laptop oder Tablet vor sich, schnelles Internet ist hier selbstverständlich.

Community Work Space im malerischen Innenhof vom Hana Haus, Palo Alto, CA, USA (Foto: Remdisch/privat)
Community Work Space im malerischen Innenhof vom Hana Haus, Palo Alto, CA, USA (Foto: Remdisch/privat)

Drinnen gibt es ein modernes Work-Ambiente mit Kaffeebar. Ich bestelle am Tresen einen Kakao. Das macht vier US-Dollar, ich reiche meine Kreditkarte hinüber, der Barista zieht sie durch das Lesegerät und dreht den kleinen Screen zur mir, damit ich mit dem Finger unterschreibe. Die Quittung bekomme ich per Mail zugesandt, wobei gleich die Kundenzufriedenheit abgefragt wird: „How was your experience?“, „Tell us what we got right/wrong“. Der Barista fragt mich nach meinem Namen, trotz der Allgegenwart der digitalen Welt geht es im Hana Haus persönlich zu. Auch mein Kakao wird für mich persönlich frisch zubereitet. Während der Wartezeit am Tresen komme ich mit anderen Gästen ins Gespräch, knüpfe Kontakte. Auch das ist Socializing.

Wartezeiten sind kurz (Foto: Remdisch/privat)
Wartezeiten sind hier kurzweilig (Foto: Remdisch/privat)

Überall an den Tischen und an der Bar herrscht Betriebsamkeit. Menschen arbeiten an ihren Bildschirmen oder sind in Gespräche vertieft. Im Hintergrund läuft Musik. „Ist das nun eine zielführende Arbeitsatmosphäre?“, frage ich mich. Lenkt das „Drumherum“ nicht ab? Kann ich hier konzentriert arbeiten? Ja, ich kann, für mich funktioniert das sehr gut. Ich bin mittendrin, in der Stadt, unter Leuten, alle sind aktiv, strahlen Engagement und Passion aus. Hier habe ich nicht das Gefühl, die Welt zu verpassen – wie manchmal, wenn ich alleine im langweiligen Büro sitze. Ich mag diese anregende Atmosphäre, die Geräuschkulisse hilft mir, mich zu konzentrieren.

Eingang ins Hana Haus (Foto: Remdisch/privat)
Eingang ins Hana Haus (Foto: Remdisch/privat)

Die Aktivität der Anderen steckt an. Und das Ambiente hält mich davon ab, zu erledigende Dinge vor mich her zu schieben. Aber auch Seitengespräche sind möglich, wenn ich doch einmal eine Unterbrechung brauche.

Leben und Arbeiten werden im Hana Haus eins – das scheint zu klappen. Die Nachfrage ist groß, man kann auch einen festen Arbeitsplatz in einem der etwas ruhigeren Nebenräume stundenweise anmieten. Auch Gruppenarbeitsräume sowie Locations für Events und Workshops gibt es.

Oft schon haben mir Kollegen in Deutschland erzählt, dass sie am besten in der DB Lounge, in der Wartehalle am Flughafen oder im ICE arbeiten und sich konzentrieren können. Das sind ja im Prinzip auch irgendwie Community Work Spaces. Nur mit dem Unterschied, dass es in der DB Lounge oder am Flughafen nicht annähernd so schön ist wie im Hana Haus in Palo Alto.

Prof. Dr. Sabine RemdischProf. Dr. Sabine Remdisch
Leiterin des Instituts für Performance Managements der Leuphana Universität Lüneburg und Gastwissenschaftlerin an der Universität Stanford.

Digitaler Fingerabdruck:
„Die Führungskraft auf Distanz wird weniger als Entscheidungsträger gebraucht, stattdessen müssen ihre Hauptfähigkeiten im Beziehungsmanagement liegen.“