Fünf Dimensionen der Führung in einer digitalen Welt

Auf dem Weg zu einem digitalen Unternehmen sind digitale Investitionen alleine nicht ausreichend. Vor allem Führungsqualitäten gilt es auszubauen, um den Übergang vorauszuplanen und erfolgreich umzusetzen. Neben Handlungskompetenzen zum zweckmäßigen Einsatz neuer Medien oder zum Aufbau innovationsfreundlicher Strukturen im Unternehmen, müssen auch Fähigkeiten im Bereich des Zwischenmenschlichen unter Berücksichtigung digitaler Einflüsse neu erworben oder erweitert werden. Eine gelungene (Mitarbeiter-)Führung in einer digitalen Welt verlangt Führungskräften viel ab – sie lässt sich unterteilen in die folgenden fünf Kompetenzfelder:

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Network Leadership: Durch digitale Netzwerke werden die Arbeitsstrukturen sowohl komplexer als auch transparenter. Arbeitsabläufe und vor allem Führungsentscheidungen haben eine viel größere Tragweite als im rein analogen Kontext. Das Management muss mit komplexen Daten umgehen und sich auf die Kompetenz und das Wissen sehr gut ausgebildeter Angestellter verlassen, die zugleich stärker mit einbezogen werden möchten. Bloße Menschenführung weicht einem offenen Dialog zwischen Führungskräften und ihren Angestellten, der auch Mitwirkung und Wissensaustausch sowie die Motivation zur Fortbildung und Karrierefortschritte fördert.

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Disruptive Leadership: Führung findet heute unter großen Unsicherheiten statt: Veränderungen stehen in Unternehmen auf der Tagesordnung, Erneuerungsprozesse werden in immer kürzerer Zeit durchlaufen, innovatives Handeln wird zu einem Motor des Erfolgs. Um hier handlungsfähig zu sein, bedarf es einer erhöhten Bereitschaft zum Risiko. Führungskräfte sollen neue Projekte anstoßen und disruptive Innovationsprozesse beständig vorantreiben. Auf Unternehmensebene gilt es, ein erfolgreiches Innovationsnetzwerk zu etablieren und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Gleichzeitig müssen Führungskräfte auch ihre Mitarbeitenden in den Veränderungsprozessen mitnehmen. Diese zu motivieren und ihnen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen, ist keine leichte Aufgabe.

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Inspirational Leadership: Beim virtuellen Arbeiten verwischen die Grenzen von Projekten und sogar von Unternehmen zunehmend. Das Wegfallen klar umrissener Zuständigkeiten und Bezugspunkte kann weitreichende Konsequenzen haben. So verlieren Mitarbeiter häufig die Identifikation mit ihrem eigenen Unternehmen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, in den Aufbau einer attraktiven Unternehmenskultur zu investieren. Auch „story telling“ oder die Vermittlung einer gemeinsamen Vision können helfen. Der Führungsebene kommt hierbei eine zentrale Rolle zu: Sie muss den Angestellten die Werte, Überzeugungen und Prinzipien des Unternehmens vermitteln und vorleben.

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Digital Leadership: Moderne Informationstechnologien setzen die Personalführung in einen neuen Kontext. Sie ermöglichen es, neben der klassischen Face-to-Face-Kommunikation auf diversen anderen Wegen schnell und unkompliziert miteinander in Kontakt zu treten. Führungskräfte können sich zeitlich asynchron mit ihren Mitarbeitern austauschen oder zeitgleich mit Beschäftigten an verschiedenen Standorten kommunizieren. Ob schriftlich per E-Mail oder im Chat, mündlich via Telefon oder bildlich über Videokonferenzen – zahlreiche Medien stehen für die Kommunikation über kleinere oder größere Entfernungen zur Verfügung. Für eine gelungene Führung auf Distanz ist der richtige Umgang mit diesen Kommunikationsmedien entscheidend. Das Mediums sollte dem Anlass entsprechend gewählt werden, ebenso ist es wichtig, den Informationsaustausch – insbesondere in größeren Gruppen – strukturiert zu gestalten und eine erfolgreiche Kommunikation durch Rückfragen oder schriftliche Dokumentation zu gewährleisten.

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Learning Leadership: Nicht nur die Mitarbeiter, auch Führungskräfte müssen ihr Wissen fortlaufend erneuern und sich stetig weiterqualifizieren. Moderne Lernstrukturen setzen dabei nicht allein auf das Ansammeln aktueller Informationen, sondern schließen arbeitsbegleitendes Lernen mit ein. Digitales und informelles Lernen gewinnen zunehmend an Bedeutung und mobiles Lernen liefert den Anwendern bedarfsgerechtes Wissen. Ein leichter Wissenszugang fördert Innovationen, Good-Practice-Datenbanken liefern Inspirationen.Gleichzeitig rücken die verschiedenen Lebensbereiche – Arbeiten, Leben und Lernen – durch soziales und informelles Lernen näher zusammen. Die neuen Lernstrukturen und -formate erfordern zwingend eine veränderte Lernkultur. Führungskräfte spielen hierbei eine wichtige Rolle: Sie müssen ihre Mitarbeiter zum Lernen motivieren und diese neue Kultur aktiv mitgestalten.

Prof. Dr. Sabine RemdischProf. Dr. Sabine Remdisch
Leiterin des Instituts für Performance Managements der Leuphana Universität Lüneburg und Gastwissenschaftlerin an der Universität Stanford.

Digitaler Fingerabdruck:
„Die Führungskraft auf Distanz wird weniger als Entscheidungsträger gebraucht, stattdessen müssen ihre Hauptfähigkeiten im Beziehungsmanagement liegen.“

3 Kommentare


  1. ·

    Sehr interessante und dabei gleichzeitig gut strukturierte Gedanken! Hier wird (wieder) sehr deutlich und zugleich bestätigt, was aktuell los ist und v.a. was erforderlich ist, um diese Zeiten (als Führungskraft UND auch als Mitarbeiter!) nicht nur „irgendwie zu überleben“, sondern (pro-)AKTIV und kre-Aktiv zu gestalten. Und möglichst auch noch mit lebendigem SINN zu füllen. (=Grundvoraussetzung für gutes Durchkommen)

    Mit herzlichem feelgood Gruß

    Joachim Beyer-Wagenbach
    StimmWirkungsCoach und Coach für emotionale Mitarbeiter-Bindung

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    1. ·

      Hallo,
      wirklich eine gute Zusammenfassung und Darstellung der wesentlichen Veränderungen für Führungskräfte in zunehmend agileren Zeiten.
      Und auch schön, dass alte Bekannte (Story Telling) die sich bewährt haben, gleichberechtigt auftauchen neben neuen Themen. Trotz aller Digitalisierung, es geht immer (noch) um Menschen.
      Danke sehr!
      VG;
      Marc Rogowski
      http://www.choreoo.com

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      1. ·

        Danke im Namen des Teams für die lieben Worte.

        Ja, der Mensch darf nicht außer Acht gelassen werden, interessanter sind vielleicht aber noch die unterschiedlichen Generationen und ihren Umgang mit der Digitalisierung.

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